Energie etc (D)

  • Bei der Einschätzung der Zukunft von Elektrofahrzeugen wird zu oft aufgrund unbrauchbarer Daten argumentiert, z.B. mit Verbrauchswerten, die mit Prototypen und mehr oder weniger provisorischen Umbauten erhoben wurden. So überschätzt man dann den zusätzlichen Stromverbrauch und erhält auch falsche Aussagen zu Auswirkungen auf die Umwelt. Man sollte zudem einen sehr flinken Sportwagen mit 288 PS nicht einem kleinen und schwachen konventionellen Wägelchen gegenüberstellen und dann daraus irgendwelche Weisheiten zur Zukunft des Elektroantriebes und dessen Auswirkungen auf den CO2-Ausstoss des Strassenverkehrs herleiten. Nur aufgrund realistischer Zahlen sind brauchbare Abschätzungen zu erhalten.
  • Der Verbrauch des Tesla Roadsters beträgt bei ruhiger Fahrweise im Alltagsverkehr etwa 120-160 Wh/km (12-16 kWh/100km). Der obere Wert wird auf der Autobahn bei Geschwindigkeiten um 100-120 km/h erreicht. Mit Winterreifen und Heizung kann der obere Wert bei derselben Fahrweise auf etwa 180 Wh/km steigen. An einem Rallye in Südfrankreich mit 2 Pässen betrug der Verbrauch um 130 Wh/km (Angabe Tesla) und die Reichweite bis zur leeren Batterie hätte etwa 450 km betragen (s. obiges Link).  Das entspricht gut dem Verbrauch, den die Reichweitenangaben gemäss EPA-Zyklus implizieren. Auch die ersten Erfahrungsdaten für das Elektroauto Nissan Leaf stützen die Werte, die der Tesla Roadster erreicht.  Das Tesla Model S ist noch effizienter und verbraucht unter denselben Bedingungen trotz der Grösse und dem Mehrgewicht des Wagens nur wenig mehr als der Roadster. Diese Zahlen werden nach den ersten lokalen Erfahrungen durch das Model 3 nochmals merklich verbessert. Die Auswirkungen dieser Zahlen auf Berechnungen zur Energieversorgung und Umweltbelastung habe ich hier (engl.) und hier (D) weiter erläutert. Eine detaillierte und umfangreiche Analyse der potentiellen Rolle elektrischer Fahrzeuge findet sich in "Sustainable Energy" - mit den von David JC MacKay erstellten Szenarien (UIT Cambridge).
  • Eine umfangreiche Untersuchung der Oekobilanz von Elektrofahrzeugen mit Li-Ionen Batterien der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA (engl.) in der Schweiz fand, dass weder die Gewinnung von Li, noch die Herstellung oder die Entsorgung der Batterien die Bilanz ungünstig werden lässt. Es entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten: die Verarbeitung ist profitabel und Tesla schätzt, dass dadurch über 70% des bei der Batterieherstellung produzierten CO2 rekuperiert werden kann. Am Rande sei auch noch vermerkt, dass der Motor des Tesla Roadster und der Modelle S keine Magnete mit seltenen Erden benötigen (Asynchronmaschine) - im Gegensatz zum Motor des Nissan Leaf z.B. Ebenfalls aufschlussreich ist eine neue  Studie der Union of Concerned Scientists “Cleaner Cars from Cradle to Grave”. Auch sie folgern, dass Elektrofahrzeuge, trotz heute noch grosser Batterien, insgesamt gut abschneiden.
vhc life ccle emissions

Zusätzliche Informationen liefert auch der Tesla-Impact-Report (E). Eine neuere Studie aus Holland korrigiert insbesondere die in Deutschland beliebten, übertrieben pessimistischen, Schätzungen des CO2 Aufwandes bei der Produktion der Batterien.

Es wird auch immer wieder übersehen, dass Elektrofahrzeuge die Energieversorgung ungemein flexibilisieren. Man kann ja Strom auf viele verschiedene Weisen erzeugen - sogar mit der Sonne allein.